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Kategorie: Ohr

Hörschäden durch Feuerwerk

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Quelle: Zenner, Dt. Ärzteblatt

Quelle: Zenner, Dt. Ärzteblatt

8000 Hörverletzte in einer Sylvesternacht
Im Rahmen einer prospektiven Untersuchung unter Leitung von S. Plontke, Tübingen (heute: Halle/Saale), wurden in insgesamt 562 für Deutschland repräsentativen Studienzentren (mit Beteiligung von 800 Ärzten in 31 HNO-Universitätskliniken, 87 HNO-Abteilungen Städtischer Krankenhäuser und 444 HNO-Praxen) epidemiologische und audiologische Daten von Patienten mit Gehörschäden durch Silvester-Feuerwerkskörper zum Jahreswechsel erhoben. Nach Hochrechnung auf die deutsche Bevölkerung wurde eine Gesamtzahl von 8 160 Patienten errechnet (95 Prozent Konfidenzintervall: 7 515 bis 8 805). Rund 4000 Betroffene trugen lebenslange Hörschäden davon!

Lärm kann krank machen und insbesondere irreversible Hörschäden verursachen 
Dies gilt auch für Feuerwerkskörper, die an Silvester entzündet werden. Die von ihrem Gebrauch ausgehenden Gefahren und Schädigungshäufigkeiten werden weithin unterschätzt. Knall- und Explosionstraumata durch Feuerwerkskörper werden durch Impulslärm (Lärm mit Schalldruckspitzen) hervorgerufen. Kurze Schallimpulse von Feuerwerkskörpern – gezündet in einem Abstand von 2 m – können Spitzenpegel von 145 bis über 160 dB Schalldruckpegel (SPL) erreichen. Bei öffentlichen Feuerwerken werden in unmittelbarer Umgebung Spitzenpegel von bis zu 190 dB und bei weiter entfernten Beobachtungsabständen von circa 150 dB gemessen. Die auch an Silvester missbräuchlich verwendeten Signal- und Schreckschusspistolen erreichen in Abhängigkeit von der Entfernung und vom Winkel der Waffenmündung zum Ohr Spitzenpegel um 160 dB bis maximal 181 dB SPL. 

Verletzungen von Trommelfell und MittelOhr sind auch möglich
Wenn Sylvesterböller eine Explosion verursachen, kann das Trommelfell platzen, das MittelOhr zerstört werden und die Schädigung kann sogar zum Hirnwasserabfluss führen. Der Arzt findet eine Trommelfellperforation, die Perforationsränder können sowohl glatt begrenzt als auch ausgefranst und z.T. eingerollt sein.
Therapie: Häufig ist eine mikrochirurgische Sofortoperation erforderlich. Dabei werden evtl. umgeschlagene Perforationsränder reponiert und das Trommelfell geschient. Bei persistierenden Defekten wird später eine Tympanoplastik-Operation notwendig. Besteht nach Schließen des Trommelfelldefekts noch eine Schalleitungsschwerhörigkeit, dann wurde auch das MittelOhr betroffen. Nach 6-12 Monaten ist dann eine Tympanoplastik-Operation zweckmäßig.

Explosions-Verletzungen von InnenOhr und Schädelbasis gibt es auch
Meistens werden sie durch Stapesluxation (Verschiebung des Steigbügels) oder Verletzungen der Fenstermembran zum InnenOhr ausgelöst. Neben Schwerhörigkeit (evtl. auch Tinnitus) auch Schwindel, bei erheblicher Verletzung auch der Schädelbasis Liquorfluß (Hirnwasserabfluss).
Therapie: Operation 

Und so schützen Sie sich:
Bleiben Sie im Haus und verfolgen Sie das Feuerwerk aus dem Haus. Nur so schützen Sie sich zuverlässig vor dem sog. Angriffswerfen von Feuerwerkskörpern, das für einen wesentlichen Teil der dauerhaften Hörschäden verantwortlich ist. Wenn sie nicht zu Hause bleiben wollen: halten Sie mindestens 8-12 Meter Abstand, was freilich häufig nicht möglich ist. Auch hilfreich, wenngleich nicht zuverlässig: Kopfhörer, die das ganze Ohr umschließen und dadurch auf dem Schädelknochen aufsitzen. Kaufen Sie keine Feuerwerkskörper ohne CE-Zeichen, den die können besonders gefährlich sein.